Wie funktioniert das? Schritt für Schritt zu Dentalhygiene.
Ihre Zähne haben ein Fundament!
Wir sehen von unseren Zähnen im Idealfall nur einen kleinen Teil: die Zahnkrone, umgeben vom Rand des Zahnfleisches. Doch der für die Stabilität verantwortliche Teil des Zahnes liegt in der Tiefe. Der gesunde Zahn ist mit seiner Wurzel fest im Kieferknochen verankert, an dem die Wurzeloberfläche über ein spezielles Kollagenfasersystem fixiert ist. Der Zahnfleischrand ist als Übergangszone dieser Fasern auf die Mundschleimhaut anzusehen und sollte im optimalen Zustand nicht mehr als 1mm in Richtung Wurzel hinabreichen (sogenannte „Taschentiefe“).
Diese funktionelle Einheit aus Knochen, Befestigungsfasern und Zahnfleisch nennt man Zahnhalteapparat (womit ziemlich alles über seine Aufgabe gesagt wäre) oder auch Parodont. Das Parodont gleicht dem Fundament eines Hauses: Ist es kräftig und gesund, dann kann es alle einwirkenden Kräfte (z.B. beim Kauen) ableiten. Ist es instabil, so wird auch der betreffende Zahn mit der Zeit an Halt verlieren. Fazit: Ein Zahn ist immer nur so gut, wie sein Fundament.
Wie kann es nun zu einer Erkrankung dieses Fundamentes kommen? Wir nehmen regelmäßig mit der Nahrung Substanzen zu uns, die sich an der Zahnoberfläche als Beläge (auch Plaque genannt) ablagern. Wenn diese Beläge nicht baldigst durch sorgfältiges Zähneputzen entfernt werden, beginnen sie zu verkalken, es entstehen Zahnstein oberhalb bzw. Konkremente unterhalb des Zahnfleischrandes. Und dann können wir selbst mit der Zahnbürste oder Zahnseide nichts mehr ausrichten.
Diese verkalkten Beläge sind ein idealer Nährboden für die verschiedensten Bakterien, die sich dort ansiedeln und zunächst eine Entzündung des Zahnfleischrandes bewirken. Wir merken: Das Zahnfleisch blutet leicht, wenn man ankommt (z.B. beim Zähneputzen), und die Zahnhälse können schmerzempfindlich werden.
Wird längere Zeit nichts gegen eine derartige Entzündung unternommen, kann sich in weiterer Folge das Zahnfleisch mit seinen Befestigungsfasern immer weiter in die Tiefe von der Wurzel ablösen, wodurch eine tiefe Zahnfleischtasche entsteht (oft über 10mm), aus deren Abgründen wir nun erst recht keine Speisereste entfernen können, und in deren Abgeschiedenheit sich die Bakterien ungehindert weiter vermehren können. Wir merken dabei: Zahnfleischbluten, das Zahnfleisch zieht sich zurück (die Zähne werden „länger“), mäßige, phasenweise wiederkehrende Schmerzen, Mundgeruch.
Wenn jetzt noch immer nicht eingegriffen wird, kommt es durch die im Zuge der Entzündung frei werdenden Giftstoffe der Bakterien zu einer Auflösung der Befestigungsfasern und des Kieferknochens – also zu nicht wieder gutzumachenden Schäden am Fundament der Zähne. Wir merken nun: Eiter kommt aus den Zahnfleischtaschen, die Schmerzen werden stärker, die Zähne werden plötzlich beweglich, fangen an zu „wandern“. Es bilden sich Lücken, das Zerkauen von härterer Nahrung wird unmöglich.
Solchermaßen geschädigte Zähne haben einleuchtender Weise keine hohe Lebenserwartung mehr. In vielen Fällen fallen sie einer harten Brotrinde zum Opfer, oder sie müssen – wie eingangs erwähnt – gezogen werden.
Die häufigste Ursache von Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) ist also die mangelnde Zahnpflege. Es gibt jedoch noch andere begünstigende Faktoren:
- Alte Füllungen oder schlechtsitzende Kronen, deren überstehender Rand eine Schmutznische bildet und schlecht gereinigt werden kann.
- Fehlstellungen und Fehlbelastungen wie z.B. Zahnlücken (wodurch die übrigen Zähne stärker belastet werden).
- Übermäßiger Zucker- und Kohlehydratkonsum führt zu verstärkter Plaquebildung.
- Herabgesetzte Immunabwehr bei Stress, bei Diabetes, aber auch in der Schwangerschaft.
- Rauchen und Nebenwirkungen von Medikamenten.
Untersuchungen haben ergeben, dass etwa 75% der erwachsenen Bevölkerung an solchen entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapparats leiden. Neben der Gefahr des frühzeitigen Zahnverlustes hat die Parodontitis auch Auswirkungen auf den Gesamtorganismus: Ihr wird starker Einfluss auf die Entstehung von Arteriosklerose („Arterienverkalkung“) ebenso zugeschrieben wie eine erhöhte Neigung zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch erhöhtes Frühgeburtenrisiko und Diabetes werden mit Parodontitis in Verbindung gebracht.
Dentalhygiene: mehr als nur Zähneputzen
Das Aufgabengebiet des Zahnarztes im Bereich der Parodontalbehandlung hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Unser Ziel ist es, nicht nur dann tätig zu werden, wenn bereits ein Schaden eingetreten ist, sondern gemeinsam mit Ihnen Erkrankungen im Zahnhalteapparat früh zu erkennen und sie rechtzeitig zu behandeln oder ganz zu vermeiden.
Wir können Ihnen im Rahmen unserer Dentalhygiene verloren gegangenes Gewebe wie etwa abgebauten Kieferknochen nicht wiedergeben, aber wir können eine vorhandene Entzündung stoppen und einen weiteren Rückzug von Zahnfleisch und Knochen verhindern. So eine Dentalhygiene-Sitzung läuft bei uns etwa folgendermaßen ab:
- Es werden zuerst die Tiefen der einzelnen Zahnfleischtaschen vermessen (als Vergleichswerte für später), besonders heikel zu pflegende Stellen registriert (etwa: unter Brücken) und evtl. durch Plaqueanfärbung sichtbar gemacht. Weiters werden selbstverständlich alle Beläge und Zahnstein sowie Konkremente entfernt. Anschließend wird die Zahn- bzw. Wurzeloberfläche glattpoliert, um einer zukünftigen Belagsbildung vorzubeugen. Eine zusätzliche Entfernung von Verfärbungen durch spezielle Airflowgeräte kann durch ihre aufhellende Wirkung einen noch deutlicheren ästhetischen Gewinn erzielen.
- Eine solche Belagsentfernung ist oftmals auch die Grundvoraussetzung, um in weiterer Folge einzelne oder mehrere Zähne sanieren zu können. Seien es Füllungen, Kronen oder aufwendigere Rekonstruktionen – zuerst muss das „Fundament“ gesund und stabil sein! Ein Auto wird schließlich auch zuerst gereinigt, bevor ein Teil der Karosserie erneuert werden kann.
- Auch im Rahmen der Parodontalen Therapie kann ein 3D-Status zur Beurteilung des Knochenabbaues sowie der Erhaltungswürdigkeit von Zähnen sinnvoll sein
- Speziell für Kinder (ab etwa dem 6.Lebensjahr) gibt es in der Dentalhygiene auch sog. Motivations-Sitzungen, wo ihnen primär der richtige Umgang mit der Zahnbürste und -seide gezeigt wird, um ihnen später ein möglichst kariesfreies Gebiss zu erhalten.
Wir erläutern Ihnen gerne die therapeutischen Aspekte der Dentalhygiene im Rahmen einer persönlichen Beratung.
Deep scaling
In Fällen, wo sich bereits tiefe Zahnfleischtaschen gebildet haben, ist (meist in einer weiteren Sitzung) auch eine sog. Kürettage derselben angezeigt. Dabei wird das abgestorbene Zahnhaltegewebe entfernt (ausgeschabt), um dem gesunden Gewebe eine Abheilung durch die Beseitigung der Entzündungsgrundlage zu ermöglichen. Diese Therapie wird ab einer bestimmten Tiefe meist unter lokaler Betäubung durchgeführt.
Laseraktivierte Desinfektion
Bei der LAD oder photodynamischen Parodontitis-Therapie wird eine fotoaktive Substanz in die Zahnfleischtaschen eingebracht, die sich an die Bakterienoberfläche anheftet.
Durch die Lichtaktivierung dieser Substanz werden dann freie Sauerstoff-Radikale direkt am Erreger freigesetzt und dieser dadurch zerstört.
Vorteile der Laseraktivierten Desinfektion:
- Die Behandlung ist komplett schmerzfrei, es gibt keinerlei Nebenwirkungen, wie das bei Antibiotika üblich ist.
- Die Therapie erfolgt in einer einzigen Sitzung
- Die Wirkung setzt –im Gegensatz zur Antibiotikatherapie- sofort ein und die Symptome gehen zurück.
- Es werden alle schädlichen Bakterien gleichzeitig eliminiert, genauso Viren und Pilze.
- Die Behandlung kann jederzeit wiederholt werden, es bilden sich keinerlei Resistenzen.
- Meistens kann dadurch auf Antibiotika verzichtet werden
Antibiotische Therapie
In schwersten Fällen kann als unterstützende Maßnahme auch eine antibiotische Therapie vonnöten sein. In diesem Fall wird zuerst ein Abstrich aus den Zahnfleischtaschen vorgenommen, um die spezifischen Bakterien zu identifizieren und danach mit den jeweils wirksamsten Medikamenten zu eliminieren.
Es ist klar, dass eine erfolgreiche Parodontalbehandlung eine konsequente Mitarbeit des Patienten zu Hause im Sinne einer sorgfältigen Zahnpflege voraussetzt, ebenso wichtig ist die Einhaltung der empfohlenen Kontrolltermine (je nach Schwere der Erkrankung 1-4 mal pro Jahr).