Die Weisheitszähne – Relikte aus der Urzeit
Nicht alle haben welche, und die wenigsten haben ein ungetrübtes Verhältnis zu ihnen. In Zeiten, als unsere Nahrung noch einen viel größeren Anteil an widerstandsfähigen Ballaststoffen enthielt und noch nicht durch Kochen oder anderweitige Zubereitung in seiner Konsistenz auf eine rasche Verdauung vorbereitet wurde, war das nicht so: Die 3. Backenzähne (auch „8er“ genannt) waren regelmäßig in die Zahnreihen eingegliedert und wurden auch gebraucht. Das hat sich jedoch durch die Evolution im Lauf der Jahrtausende geändert. Die Kieferknochen wurden immer kleiner und die Weisheitszähne bleiben heute (wenn sie nicht völlig fehlen) meist durch diesen Platzmangel tief im Knochen stecken oder sie brechen nur unvollständig durch. Nötig sind sie im Zeitalter der industriell vorgefertigten Nahrung jedenfalls schon lange nicht mehr.
Wann sollte ein Weisheitszahn nun entfernt werden? Und wann nicht?
Letzteres zuerst: Ein gesunder, völlig durchgebrochener und gerade in der Zahnreihe stehender Weisheitszahn braucht nicht entfernt zu werden, sofern er auch eine Funktion erfüllt, d.h. auch ein Vis-à-vis hat: eine Kaufläche im Gegenkiefer, mit der er Kontakt hat. Vielleicht kann er in ein paar Jahrzehnten ja sogar noch als Pfeiler für eine Brücke ausgesprochen nützlich sein.
Wenn allerdings der Zahn nicht völlig durchbricht und ein weiterer Durchbruch aus Platzgründen nicht zu erwarten ist, kommt es in vielen Fällen zur Bildung einer tiefen Zahnfleischtasche rund um den schon durchragenden Zahnteil (vor allem beim unteren 8er), welche ein hervorragendes Reservoir für Speisereste darstellt und auch durchs Zähneputzen nicht effektiv gesäubert werden kann. Dieses Gewebe neigt zur Ausbildung von wiederkehrenden, unterschiedlich schmerzhaften Entzündungen und Schwellungen, die bis zur Abszessbildung mit Fieber und Kieferklemme anwachsen können. Da sich die Bakterien in dieser entzündeten Tasche noch dazu bei höheren Temperaturen weitaus besser vermehren, ist eine solche akute Entzündung in heißen Gefilden – d.h. oft auch beim Badeurlaub am Meer – keine Seltenheit. Wenn man eine ungeplante Zahnarztsuche in den Tropen vermeiden möchte, sollte der betreffende Weisheitszahn unter kontrollierten Bedingungen, nach Möglichkeit noch im jugendlichen Alter und am besten in der kühleren Jahreszeit, entfernt werden.
Weitere Gründe, die für eine Entfernung des Weisheitszahnes sprechen:
- Ein gar nicht oder teilweise durchgebrochener Weisheitszahn ist durch diese chronischen Entzündungsprozesse als möglicher Herd für Allgemeinerkrankungen in Betracht zu ziehen.
- Um eine Beschädigung und/oder schwierige Hygienesituation für den „7er“, also den zweiten Backenzahn zu vermeiden.
- Um für eine kieferorthopädische Behandlung bei eher kleinen Kieferknochen mehr Platz zu gewinnen.
Wie läuft der Eingriff ab?
Vor der geplanten Entfernung unterer Weisheitszähne ist in jedem Fall die Lagebeziehung des Zahnes zum oft sehr knapp darunter laufenden Unterkiefernerv abzuklären, mit Hilfe eines 3D-Röntgens festzustellen. Bei einer als Komplikation des Eingriffs möglichen Verletzung dieses Nerven wäre eine vorübergehende oder auch bleibende Taubheit der betreffenden Unterkieferhälfte nicht auszuschließen.
Die Operation selbst ist ein Routineeingriff: In lokaler Betäubung wird der betroffene Zahn freigelegt, manchmal zur leichteren Mobilisation in handlichere Stücke geteilt und entfernt. Anschließend wird die Mundschleimhaut wieder vernäht und die Wunde mit einem Drainagestreifen versehen, der zur Ableitung des Wundsekrets dient und meist nach 2-3 Tagen wieder entfernt werden kann. Es ist sicherlich ratsam, sich nach einem solchen Eingriff 1-2 Tage zu schonen, daher ist ein Operationstermin vor dem Wochenende durchaus überlegenswert. Die Nähte des Wundverschlusses werden üblicherweise nach einer Woche entfernt; dann sind in den meisten Fällen auch die letzten Beschwerden abgeklungen und der Wundbereich verheilt.
Was ist eine Wurzelspitzenresektion?
Meist gibt es eine längere Vorgeschichte, die zu einem solchen Eingreifen führt. Auslöser ist in allen Fällen ein nervtoter Zahn, der entweder nur abgestorben oder bereits wurzelbehandelt ist. Im Inneren eines jeden Zahnes befinden sich im gesunden Zustand Nerven und Blutgefäße. Wenn der Zahn, aus welchen Gründen auch immer, abgestorben ist, muss dieses tote Gewebe im Rahmen einer sog. „Wurzelbehandlung“ entfernt werden: Das heißt, die feinen Wurzelkanäle im Inneren der Wurzel werden gesäubert und schließlich mit einer körperverträglichen, unlöslichen Masse dicht verschlossen, um dort eingedrungenen Keimen keine Möglichkeit und keinen Raum zur Vermehrung zu bieten. Geschieht diese Entfernung oder Abdichtung nur unvollständig und vermehren sich die vorhandenen Bakterien, so beginnen diese, über die Wurzelspitze in den Kieferknochen auszuwandern.
Dort bildet sich ein sog. „Eiterherd“ – auch als radikuläre Zyste bezeichnet –, der mitunter beträchtliche Dimensionen annehmen kann. Da die weißen Blutkörperchen der Immunabwehr nicht mehr in den toten Zahn hineinkönnen (da dieser ja nicht mehr am Blutgefäßsystem „hängt“), bildet der Körper als Abschirmung diese Zyste um den Ausgangspunkt des Übels – um die Wurzelspitze. Der Organismus hat jedoch keine Chance, die Ursache, also die Keime im toten Zahn, zu beseitigen – seine Therapie ist sozusagen nur symptomatisch. Der Eiterherd ist als chronischer Entzündungsherd anzusehen, der ohne weitere Vorwarnung von einem Tag auf den anderen akut werden kann. Akut heißt: Schmerzen, ausgelöst durch den Druck des eingeschlossenen Eiters, verbunden mit Schwellung bis zur Abszessbildung, welche unbehandelt sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.
Um dieser unangenehmen Entwicklung vorzubeugen, sollten derartige Eiterherde entfernt werden. Abgesehen vom akuten Zustandsbild sind Herde auch aus allgemeinmedizinischen Gesichtspunkten in jedem Fall ein Sanierungsgrund: Die darin enthaltenen Bakterien können in andere Organe und Gewebe „streuen“, d.h. über den Blutweg in z.B. Niere, Gelenke oder Herz verschleppt werden und dort Schäden hervorrufen.
Im Rahmen der Operation werden alle Gewebe entfernt, die den ursächlichen Bakterien als Lebensgrundlage dienen könnten. Meist ist die Wurzelspitzenresektion der letzte Versuch, einen Zahn noch zu retten. Doch wie schon die Wurzelbehandlung selbst ist auch sie eben nur ein Versuch. Die Erfolgsrate liegt, je nach Lokalisation des Zahnes, bei 70-95%.
Wie läuft der Eingriff ab?
Vor dem Eingriff ist die genaue Lage des Entzündungsherdes mittel 3D-Röntgen festzustellen. Der Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung. Nachdem das Zahnfleisch über dem betreffenden Eiterherd zur Seite geschoben wurde, kann die Wurzelspitze mitsamt dem entzündeten Gewebe des Eiterherdes entfernt werden. Anschließend wird meist eine Wurzelfüllung durch die Zahnkrone durchgeführt – wenn der Zahn schon (insuffizient) wurzelbehandelt war, wird diese Füllung erneuert. Als Abschluss, um auch sicher alle Seitenkanälchen im Wurzelspitzenbereich zu verschließen, wird noch zusätzlich eine kleine Verschlussfüllung in die Schnittfläche der Wurzel gesetzt (sog. „retrograde Wurzelfüllung“). Dann wird der Operationsbereich wieder dicht vernäht (Nahtentfernung nach 1 Woche) und nach etwa 4-6 Monaten in einem Kontrollröntgenbild der Heilungsverlauf überprüft, der je nach Größe des Defektes im Knochen nach längstens einem Jahr abgeschlossen sein sollte. Das Abklingen der subjektiven Beschwerden ist – wie bei der Weisheitszahnentfernung – spätestens nach einer Woche zu erwarten.
Viele Menschen leiden heutzutage unter Stress, sowohl beruflicher wie privater Natur. Durch Zähneknirschen wird – meist unbewusst und oft nachts – versucht, diesen Druck abzubauen. Dadurch werden jedoch nicht nur die Zahnoberflächen durch verstärkte Abnützung nachhaltig geschädigt und die Kiefergelenke überlastet, es kommt auch in vielen Fällen zu Kopfschmerzen und einer Muskelverspannung im Bereich der Kau- und Nackenmuskulatur.
Neben Entspannungsübungen und Physiotherapie kann auch die Anfertigung einer sogenannten „Knirscherschiene“ zum Abklingen dieser Beschwerden führen. Dabei wird eine nachts zu tragende, dünne Kunststoffschiene eingesetzt, die das Aneinander-Reiben der Zähne verhindert.
Wir erläutern Ihnen gerne die Knirscher-Behandlung im Rahmen einer persönlichen Beratung.
Erfahrene Taucher wissen, wie wichtig gesunde Zähne zur Ausübung dieses Sportes sind. Wer einmal ein sogenanntes Barotrauma im Zahnbereich erlebt hat, wird ihnen beipflichten. Durch undichte Füllungen und/oder Eiterherde können sich kleinste „Höhlen“ im oder unter dem Zahn bilden, die sich mit Luft füllen, diese aber nicht wieder entweichen lassen. Passiert dies z.B. in einer Tauchtiefe von 30m, wird sich die im Zahn gefangene Luft während des Auftauchens zur Wasseroberfläche auf das Vierfache des ursprünglichen Volumens ausdehnen wollen. Ist dies nicht möglich, kann das von massiver Schmerzentwicklung bis zur Zerstörung des Zahnes führen, der unter Wirkung des Luftdrucks auseinanderbrechen kann.
Wer darauf verzichten möchte, seinen Tauchurlaub mit dem Erlebnis eines Zahnarztbesuches in tropischen Gefilden zu bereichern, der sollte (möglichst nicht erst am Tag vor dem Abflug) seinen Gebisszustand diesbezüglich überprüfen lassen. Dazu sind lediglich ein Röntgenstatus zur Herdsuche und eine sorgfältige Inspektion der Zähne mit besonderem Augenmerk auf undichte Stellen nötig.
Ähnliche Situationen können auch bei Piloten oder Passagieren von Flugzeugen auftreten, die nicht oder nur teilweise über Druckausgleichsmechanismen verfügen: Das betrifft vor allem kleine Maschinen und Militärflugzeuge, moderne Großraumjets sind üblicherweise kein Problem.
OP-Information
Wie soll ich mich nach dem chirurgischen Eingriff verhalten?
Solange die Lokalanästhesie wirkt, sollten Sie kein KFZ lenken sowie keine Mahlzeiten bzw. heißen Getränke zu sich nehmen (um Bissverletzungen bzw. Verbrühungen zu vermeiden).
Das Wundareal sollten Sie nicht berühren – erst am Tag nach der Operation sollten Sie wieder Zähneputzen sowie nach den Mahlzeiten Mundspülungen (Salbeitee, Chlorhexidin) durchführen. Weites Mundöffnen sollten Sie vermeiden und wenig sprechen.
In den ersten 2 Tagen nach dem Eingriff sollten Sie nur lauwarme, weiche Kost konsumieren. Auf Nikotin, Alkohol, Kaffee, Milch- und Mehlspeisen sollten Sie im Interesse einer optimalen Wundheilung verzichten.
Meiden Sie Wärme, Sonneneinwirkung und körperliche Anstrengung in den nächsten 2-3 Tagen. Die Wange der operierten Seite sollten Sie so oft wie möglich mit kalten Umschlägen oder Eisbeutel kühlen.
Nach dem chirurgischen Eingriff sind Schwellungen (üblicherweise am 2.Tag nach der Operation am stärksten) sowie Hämatome (Blutergüsse) der Wange bzw. Lippe häufig zu beobachten, bedürfen jedoch keiner weiteren Therapie. Auch sollten Sie sich von vorübergehenden Schluckbeschwerden oder Kiefergelenksschmerzen nicht beunruhigen lassen, da diese erfahrungsgemäß bald abklingen.
Ebenso können in den ersten 2 Tagen Sickerblutungen im Wundgebiet auftreten, die jedoch ungefährlich sind. Bei stärkeren, andauernden Blutungen können Sie diese durch Aufbeißen auf ein sauberes Stofftaschentuch (für etwa 10min) zum Stillstand bringen.